Das Gadebuscher Stadtsiegel bzw. Stadtwappen stammt aus der Zeit um 1225 und hat somit eine lange und traditionsreiche Geschichte. Zu dieser Zeit erhielt Gadebusch durch Heinrich Borwin I. das Stadtrecht, was einen bedeutenden Schritt in der Entwicklung der Stadt darstellte. Aus der wendischen Ansiedlung Godebuz wurde das deutsche Dorf mit dem Namen Gadebusch, ein Wandel, der die kulturelle und historische Transformation dieser Region widerspiegelt. Zuerst war das Siegel schildförmig, wobei die obere Kante gerade verlief und die beiden unteren Seiten ellipsenförmig geschwungen waren. Inmitten des dreiseitig geschlossenen Feldes befand sich ein einfacher Stierkopf, der das Wappen Nikolaus II. darstellte. Abweichend vom heutigen Wappenbild war der Stierkopf noch ungekrönt, was seine Gestaltung in dieser Epoche besonders unterscheidet. Dieses Gadebuscher Siegel bzw. Wappen, das die Umschrift "† S.BVRLENAVM:. DE: GODEBVZ" (BURLENAUM) trägt, soll nach dem Schweriner Wappen das älteste mecklenburgische Stadtsiegel sein und besitzt damit eine herausragende historische Bedeutung.
In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts veränderte sich die Form des Siegels, da an Stelle des ursprünglichen Schildes die Ellipsenform trat. Auch das Erscheinungsbild der Hörner des Stierkopfes erhielt in dieser Zeit eine Neugestaltung. Besonders bemerkenswert ist, dass erstmalig der Stirnring des Stierkopfes zu sehen war, ein Detail, das das Wappenbild weiterentwickelte. Die Umschrift lautete nunmehr: "† SECRETVM CONSVLVM GODEBVZ", was erneut auf eine veränderte Sichtweise auf die Stadt hinweist. Interessant dabei ist die Feststellung, dass Stadtname und Ortsbezeichnung auf dem Siegel noch unterschiedlich waren, was einen Einblick in die historischen Eigenheiten und die Entwicklung der regionalen Identität liefert.
100 Jahre später, also im 15. Jahrhundert, erschien neben dem Stierkopf ein belaubter Lindenbaum, und zwar im runden Siegelfeld. Nach der Überlieferung soll dies auf die Initiative der Gadebuscher Schützenzunft zurückgehen, die anlässlich ihrer Gründung um 1450 ein Lindenbäumchen pflanzte. In dieser Zeit war es weit verbreitet, nach redenden Bildern für Stadtzeichen zu suchen. Was lag näher, als das eben gepflanzte Bäumchen und den zweiten Teil des Ortsnamens miteinander in Verbindung zu bringen, wodurch das Wappen eine tiefere symbolische Bedeutung erhielt. Die vergoldete Krone, die sich zwischen dem Gehörn des Stierkopfes befand, sollte die fürstliche Herrschaft der Schweriner Herzöge ab dem Jahr 1358 auch über Gadebusch dokumentieren. Weitere Veränderungen am Siegel bzw. am Wappen bis in das vorige Jahrhundert hinein konnten sich auf die Dauer nicht durchsetzen und sind heute kaum mehr von Bedeutung.
Während der Zeit des Faschismus sollte das historische Wappen durch eine schräggestellte Rune verunstaltet und verfälscht werden. Durch die Betonung dieses Symbols wollte man in rassistischer Überheblichkeit die slawische Herkunft der Stadt Gadebusch gezielt verschleiern und aus dem Bewusstsein der Bürger tilgen. Die Gadebuscher Bürger jedoch konnten sich erfolgreich und mit bemerkenswerter Entschlossenheit gegen diese geplante Verfälschung des Wappeninhaltes wehren, wodurch sie die historische Integrität ihres Stadtzeichens bewahrten.
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